Nord Ägypten - Ras Mohamed, Tiran, Thistlegorm

04. Jänner 2025 • 5 Min. Lesezeit


Ungeduldig stehe ich am Flughafen in Salzburg. Ein unwiderstehlicher Drang zieht mich förmlich in den Flieger. Ist es die Sehnsucht nach Wärme? Nach Ruhe? Oder nach einer lockeren, mittlerweile schon fast vertrauten Umgebung, in der man sich selbst wieder mehr spüren kann? Ich beobachte meine Gedanken, versuche, den Moment im JETZT zu erleben, und lasse los, während ich auf die Stadt von oben blicke.


Was macht eine Tauchreise unvergesslich? Ist es die faszinierende Unterwasserwelt, die einen in ihren Bann zieht und nicht mehr loslässt? Oder sind es die Begegnungen mit Gleichgesinnten, mit denen man unvergessliche Erlebnisse teilt? Ich treffe auf eine Gruppe weltoffener, lebendiger und inspirierender Menschen. Viele von ihnen sind Alleinreisende, die schon viel erlebt haben. Sofort beginnen die Gespräche, das erste Kennenlernen. 
Wer kommt von wo? Was macht wer? Eine Gruppe, die unterschiedlicher nicht sein könnte – und doch so viel miteinander verbindet! 

Es ist mehr als das Tauchen, das uns zusammenführt. Wir tun, was wir lieben, möchten eine gute Zeit haben und streben nach Verbindungen – mit Menschen und mit der Natur.

05.01.2025
Gleich beim Check Dive an der Insel Big Siyoul entdecken mein Buddy Marie und ich einen Oktopus. Wir harmonieren sofort als Team und teilen die Begeisterung für jedes Highlight, das uns das Meer bereithält. Nach dem entspannten, flachen Riff-Tauchgang geht es weiter zur Dunraven, einem britischen Frachtschiff, das 1876 mit voller Fahrt auf das Riff Sha'ab Mahmoud auflief. Der markanteste Punkt des Wracks ist das Ruder mit dem Propeller, das in etwa 28 Metern Tiefe liegt. Rund um das Schiffswrack tummeln sich auch größere Fische. Besonders beeindruckend: eine riesige Dickkopf-Stachelmakrele und ein Napoleonfisch.


Der Tag endet mit einem außergewöhnlichen Nachttauchgang am Sha'ab Mahmoud Reef. Bei sanftem Mondschein springen wir ins Wasser und betreten eine Welt, die uns in der Dunkelheit völlig neu erscheint. Andere Meeresbewohner wie die Spanischen Tänzerinnen, Sepien, Krabben, Aale und Garnelen kommen nun zum Vorschein. Während einige Fische auf der Jagd sind, tarnen sich andere, um ungestört schlafen zu können.

Aus dem anfänglichen Kennenlernen wächst bereits am zweiten Tag ein starkes Gemeinschaftsgefühl. Wie ein eingespieltes Team agieren wir an Bord der Serenity. Ganz selbstverständlich bilden sich gewisse Routinen, wie das gemeinsame Ausklingen des Abends am Oberdeck. Mein Buddy trägt ab jetzt den Spitznamen ‚Marie van Dunraven‘ – das Bild unten spricht für sich…

06.01.2025
Das nächste Highlight erwartet uns im Ras Mohammed Nationalpark. Das Jackson Reef zählt zu den schönsten Tauchplätzen in Sharm El Sheikh und ist berühmt für seine beeindruckend intakten Hartkorallen. Neben einem riesigen Napoleonfisch zieht ein Schwarm Thunfische an uns vorbei. Wir entdecken eine Schildkröte, die sich von uns kaum beeindrucken lässt. Die klare Sicht und die Strömungen machen das Tauchen hier zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Der Wind nimmt zu, die Wellen werden kräftiger – die Natur erinnert mich erneut daran, wie mächtig sie sein kann. Nach dem Essen genieße ich die Sonnenstrahlen, die mich durch und durch wieder aufwärmen. Momente purer Zufriedenheit. Wir legen am südlichsten Riff der Straße von Tiran an, dem Gordon-Riff. Die Wellen und der Wind sind nun spürbar kräftiger. Während unseres Drifttauchgangs entdecke ich einen Kofferfisch und treffe auf eine beeindruckende Schule von Bannerfischen. Der Abend verläuft ruhig, mit tiefgründigen Gesprächen, einem Glas Wein und Popcorn dazu – der perfekte Abschluss eines erlebnisreichen Tages.

07.01.2025
Mit müden Augen und noch halb verschlafen höre ich dem Briefing für den Early Morning Dive zu. Bereue ich es so früh aufgestanden zu sein und nicht noch weiter im Bett zu liegen? Keineswegs! Am Horizont über dem Meer geht bereits die Sonne auf. Ein Bild für Götter eröffnet sich uns während wir im Zodiac das Thomas Riff ansteuern. Die Stimmung ist wie immer ausgelassen und lustig. Zuerst führt der Tauchgang zu einem mystischen Canyon, anschließend driften wir am Riff vorbei an wunderschönen Felsüberhängen.

Wir setzen Kurs auf eines der berühmtesten Wracks der Welt: Die Thistlegorm. Bereits vor zwei Monaten betauchte ich das britische Frachtschiff. Die Aufregung liegt spürbar in der Luft, nachdem wir den dramatischen Film über die Geschichte und die Bombardierung des Wracks gesehen haben. Ich bin weniger aufgeregt als einige meiner Mitreisenden. Doch das ändert sich schlagartig, als ich vom Nachttauchgang erfahre. Noch bevor die anderen ins Wasser gehen, bereiten wir unser Equipment vor und springen in die dunkle See.

In der Tiefe enthüllt sich ein wahres Highlight: Ohne Guide, nur im Viererteam, dringen wir ins Oberdeck des historischen Schiffs vor. Unverändert und doch anders – die Dunkelheit verleiht dem Wrack eine mystische Atmosphäre. Mit unseren Lampen erkunden wir die Ladung des gesunkenen Schiffs: Motorräder, Lastwagen und jede Menge Munition. Doch im Dunkeln ist man nie alleine: In den engen Kabinen verfolgen neugierige Feuerfische unsere Lichtkegel. Ein Schmunzeln kann ich mir jedoch nicht verkneifen, als einer von ihnen den Durchgang für Marie versperrt – böser Feuerfisch!

08.01.2025
Der für mich schönste Start in den Tag? Ein Early-Morning-Tauchgang bei Sonnenaufgang – egal, wie gut die Sicht ist oder was man zu sehen bekommt. Der Sprung ins kühle Nass kickt besser als jeder Kaffee der Welt. Das Gefühl im Wasser ist so vereinnahmend, dass alle Gedanken an der Oberfläche zurückbleiben. Die erste Stunde des Tages gehört also ganz dem Moment. Und danach? Ein Frühstück (mit Kaffee versteht sich) wie jenes auf der Serenity.

Da wir direkt über der Thistlegorm „parken“, bietet sich der Tauchgang am frühen Morgen perfekt an. Noch bevor die anderen Taucher ins Wasser gehen, erkunden wir das Unterdeck und den vordersten Teil des Wracks. Mit einer Hand halte ich mich am Bug fest und spüre, wie die Strömung immer stärker wird. Ich lasse los, strecke die Arme aus und fliege über das Vorderdeck, ehe ich das Seil für den Aufstieg ergreife und auftauche. Ein unbeschreibliches Gefühl! Goodbye, Thistlegorm!


Fast die ganze Truppe hat sich auf dem Oberdeck versammelt und genießt die letzten Sonnenstrahlen bei einem Smoothie. Im Hintergrund läuft die perfekte Sunset-Playlist von Lynn ‚DJ-Lynn‘. Die Stimmung ist ausgelassen und entspannt. Ich fühle mich frei, glücklich und losgelöst.

09.01.2025

Die Sonne geht gerade über dem Meer auf, während wir im Zodiac auf den Countdown für das Abtauchen warten. Plötzlich wird es laut, und eine gespannte Aufregung liegt in der Luft: Im goldenen Licht des Sonnenaufgangs sind Delfine am Horizont zu sehen – was für ein Glück! Schnell tauchen wir ab, um mit ihnen im Wasser zu sein. Spielerisch und neugierig umkreisen sie uns, als wollten sie uns willkommen heißen. Nur wenige Meter entfernt liegt das Wrack der Ulysses, ein britisches Frachtschiff, das 1887 nach einem Sturm im Roten Meer sank. Seitdem bietet es unzähligen Glasfischen und anderen Meeresbewohnern ein Zuhause. Der Mast des Wracks ist mit wunderschönen Weichkorallen bedeckt. Wir entdecken eine Schildkröte und eine Schule von Thunfischen.


Wir steuern eines der bekanntesten Wrackgebiete im Roten Meer an: Abu Nuhas. Das Riff hat sich einen legendären Ruf als „Schiffsgrab“ erarbeitet, da hier immer wieder Schiffe nach Kollisionen mit dem Riff gesunken sind. Unser Ziel ist das Marcus Wrack, ein Frachtschiff, das mit unzähligen italienischen Granit-Fußbodenkacheln beladen war und auf dem Weg von Italien nach Saudi-Arabien auf Abu Nuhas auflief. Die Fliesen mit der Aufschrift „Made in Italy“ liegen überall im Wrack verstreut.


Das nächste Ziel ist die Ghiannis D, ein Frachtschiff, das 1983 durch einen Navigationsfehler vom Kurs abkam und mit voller Fahrt das Riff Abu Nuhas rammte. Heute liegt es in zwei Teilen auf dem Meeresboden und zieht Taucher aus aller Welt an. Durch verschiedene Öffnungen und Risse gelangt man in den Rumpf. Wir erkunden den Motorenraum und die Ladebereiche. Die Schieflage des Wracks stellt dabei eine Herausforderung dar und sorgt bei mir für ein leichtes Schwindelgefühl.

10.01.2025

Kaum zu glauben, dass heute schon unser letzter Tag angebrochen ist. Fast alle aus der Gruppe sind sich einig: Eine Woche länger wäre perfekt gewesen. Es ist 06:30 Uhr, und wir sitzen im Zodiac, auf dem Weg zum berühmten Dolphin House bei Shaab Samadai. Ob mit oder ohne Delfine – das Gefühl, im Wasser zu schweben, die Ruhe und die Schwerelosigkeit zu spüren, werde ich definitiv erstmal vermissen. Am Nachmittag legen wir wieder im Hafen von Hurghada an, doch der Tag ist noch lange nicht vorbei: Am Abend steigen wir in die Tuk Tuks und fahren nach El Gouna. Wir rauchen Shisha, tanzen, lachen und genießen die letzten gemeinsamen Stunden in vollen Zügen. Auf dem Rückweg liefern wir uns ein wildes Tuk-Tuk-Rennen zurück zum Boot – und natürlich haben wir uns dabei ordentlich verfahren. Ein chaotischer, aber perfekter Abschluss für diese unvergessliche Reise.

Wir starten als eine Gruppe von Alleinreisenden, die sich gegenseitig fremd ist. Doch wir enden als eine eingeschworene Gemeinschaft, die sicherlich noch viele weitere Abenteuer gemeinsam erleben wird.

#ChuckItOnTheBarbie 🦘🍤, #BananaBoy 🍌, #DJLynn 🎧 #Dr. Bob, #Wolfi, #MarieVanDunraven, #DominikDolfineAbsorber 🐬, #PlanAPlanB, #Mouw, #KriiiiKriiiirr 🌊

YouTube

Inhalte von YouTube werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf “Zustimmen & anzeigen”, um zuzustimmen, dass die erforderlichen Daten an YouTube weitergeleitet werden, und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in unserer Datenschutz. Du kannst deine Zustimmung jederzeit widerrufen. Gehe dazu einfach in deine eigenen Cookie-Einstellungen.

Zustimmen & anzeigen