Malediven, Zentral-Atolle 

Dezember 2023 • 5 Min. Lesezeit


Erleichtert lassen wir uns am Flughafen in München in die Flugzeugsitze fallen. Am Vortag sind dort sämtliche Flüge zwischen 08:00 und 12:00 Uhr aufgrund des Schneechaos ausgefallen. Nach einer sechsstündigen Flugzeit, einem Zwischenstopp in Dubai und weiteren vier Stunden in der Luft erreichen wir schließlich zum zweiten Mal das paradiesische Inselziel.


Malé, Airport, 07. Dezember 2023. Strahlend blauer Himmel und Sonnenschein! Die angenehmen 31 Grad inklusive der hohen Luftfeuchtigkeit sind bereits auf dem Weg nach draußen spürbar. Zahlreiche Wassertaxis warten schon darauf, die ankommenden Touristen zu den Resorts auf den Inseln zu bringen. Mit dem Tauchboot, auch „Dhoni“ genannt, steuern wir zusammen mit den anderen Tauchgästen das 30 Meter lange Tauchschiff Keana an. Die kommenden Tage versprechen nicht nur unvergessliche Abenteuer im Indischen Ozean, sondern auch eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten, die die Liebe zur Unterwasserwelt teilen. Nach dem herzlichen Empfang der Crew nehmen wir in den bequemen Sesseln im Außenbereich der Bar Platz. Mit einem Drink in der Hand folgt das Schiffsbriefing: Die luxuriöse Keana, im Jahr 2015 gebaut, hat auf zwei Decks verteilt jeweils vier Gästekabinen. Im Salon und im Außenbereich des Hauptdecks finden das Frühstück, Mittag- und Abendessen statt. Das Sonnendeck befindet sich ganz oben und lädt mit ausreichenden Liegen zum Entspannen oder zum morgendlichen Yoga ein. Die Schiffsglocke an der Bar kündigt entweder das Essen oder einen Tauchgang an. Alle Tauchgänge starten vom Dhoni aus, um genau am Tauchplatz abgesetzt zu werden. Wir beziehen die geräumigen, hellen Kabinen, deren Fenster mit Meerblick-Garantie geöffnet werden können.


Im 29 Grad warmen Wasser lässt es sich gut aushalten! Der erste Tauchgang bei der Insel Kandu Oiyy Giri im Nord-Male-Atoll überrascht mit zahlreichen Stachelrochen, unzähligen Muränen und zwei Napoleonfischen (Lippenfischen). Das Abendessen rundet den ereignisreichen Tag mit gebratenem Huhn, frischem Gemüse und Reis ab. Mit Vorfreude auf das, was uns unter Wasser in den nächsten Tagen erwarten wird, fallen mir müde die Augen zu.

08.12.2023 Abenteuer Nerumathi: Tauchen mit angelockten Ozeanhaien

»Ding-Dong-Ding-Dong« ertönt die Schiffsglocke um 06 Uhr früh am nächsten Morgen. Der „Early Morning Dive“ steht uns bevor. Der neu entdeckte Tauchplatz Nerumathi am Hafen nördlich von Male lockt durch die Abfälle einer Fischfabrik zahlreiche Ozeanhaie und Stachelrochen an. Gleich beim Einstieg folgen unzählige Stachelrochen dem Geruch der Fischreste, die von unserem Schiff zum Anlocken ins Wasser geworfen werden. Wir beobachten unzählige Schwarzspitzen-Ozeanhaie sowie zwei Gitarrenhaie. Die andere Tauchgruppe entdeckt sogar einen Tigerhai.
Es folgt der Tauchgang am Lankan Manta Point, wo sich Mantarochen wie am Fließband von Putzer- und Wimpelfischen reinigen lassen. Mit etwas Glück trifft man hier auf bis zu 10 Mantas, die um die Korallenblöcke auf ca. 8-15 Metern Tiefe kreisen. Bei unserem Tauchgang beobachten wir vier der majestätischen Tiere. Einer schwimmt wie in Zeitlupe direkt über meine Mutter und mir hinweg. Wir halten erstmal den Atem an, um den Meeresbewohner mit unseren Luftblasen nicht zu irritieren. Die hautnahe Begegnung ist ein wahres Spektakel!
Wir nehmen weiter Kurs in Richtung der Süd-Male-Atolle. Nach einem weiteren Wrack-Tauchgang, dem Kuda Giri Wreck, machen wir einen Landgang auf einer einheimischen Insel. Uns überraschen die neuen Hochhäuser und Hotels, die bei unserem letzten Besuch vor fünf Jahren noch nicht errichtet waren.

09.12.2023 Tanz der Giganten: Hautnahes Erlebnis mit Mantarochen und Ammenhaien
Der Tag startet mit zwei Strömungstauchgängen am Tauchplatz Kandooma Thila im Süd-Male-Atoll. Der rundliche Unterwasserberg mit zahlreichen Überhängen befindet sich mitten in einem Kanal, der zur Außenseite des Atolls führt. Da hier mit Strömung zu rechnen ist, tauchen wir zügig ab, um die vorbeiziehenden Grauen Riffhaie, Adlerrochen, Thunfische und Mobulas (Teufelsrochen) in Formation beobachten zu können. Es bietet sich die Gelegenheit, in der Nähe des Thilas auch mit Mantarochen zu schnorcheln. Unglaubliche sieben dieser majestätischen Rochen versammeln sich zu einem Festmahl aus Plankton. Ein wirklich beeindruckendes Erlebnis, wenn so viel Plankton im Wasser ist, dass die Tiere Saltos schlagen und scheinbar schwerelos durch den Ozean gleiten.
Die bebauten Inseln verschwinden langsam am Horizont mit jedem Knoten, den wir Richtung Süden zurücklegen. Wir ankern im Vaavu-Atoll in der Nähe der Insel Alimathaa. Bereits vom Boot aus zählen wir 10-15 Ammenhaie, die neugierig vom Steg der Insel ihre Runden ziehen. Vor ein paar Jahren lockte man die Tiere dort noch mit Fischabfällen an, doch dies wurde mittlerweile untersagt. Der Tauchgang am Alimathaa Jetty zum Sonnenuntergang fasziniert erneut mit seinen nächtlichen Räubern. Da wir dort schon vor fünf Jahren getaucht hatten, können wir im Vergleich einen Rückgang der Tiere feststellen.

10.12.2023 Eat, Sleep, Dive and Repeat!
Am Morgen duftet es bereits herrlich nach frisch gebackenen Croissants aus der Schiffsküche. Das maledivische Frühstück präsentiert eine Vielfalt von gebratenen Eiern über frischem Thunfisch mit geraspelter Kokosnuss, dünnen Fladenbroten bis hin zu Pancakes mit Bananen, frischem Obst und Toastbrot mit verschiedenen Marmeladen. Als optimalen Vitamin-Kick werden uns täglich Ingwer-Shots serviert.
Ein aufregender Strömungs-Tauchgang erwartet uns am Tauchplatz Miyaru Kandu. Miyaru heißt „Hai“ auf Maledivisch und Kandu bedeutet „Kanal“. Ein Hai-Kanal sozusagen, der sich zwischen zwei Atollen befindet. Bei einlaufender Strömung ist auf der Außenseite des Kanals mit zahlreichen Haien zu rechnen. Am Riff befestigt mit einem Haken, bewundern wir mühelos einige Schwarzspitzen-Ozeanhaie und Graue Riffhaie.
Die dreistündige Überfahrt ins Süd-Ari-Atoll bietet sich als perfekte Gelegenheit für entspanntes Yoga auf dem Sonnendeck an. Unsere Route führt uns weiter zum Tauchplatz Kudarah Thila, einem der schönsten im Süd-Ari-Atoll. Das 80 Meter lange Thila ist in mehrere Teile zerbrochen und wird von einer riesigen Schule Blaustreifenschnapper bewohnt. Teilweise kann man vor lauter Fischen das Riff gar nicht mehr erkennen.

Barfuß im Inselparadies: Ein unvergesslicher Abend erwartet uns, als die Crew uns mit einem Strand-Barbecue auf einer Insel überrascht. Pünktlich zum Sonnenuntergang spazieren wir barfuß durch den weißen Sand, während der Himmel sich in seinen prächtigsten Farben zeigt. Begleitet von passender Musik, dem sanften Rauschen des Meeres und dem Schein von Kerzenlicht entsteht eine ganz besondere Atmosphäre. Dankbar für diese Reise kosten wir jede Minute auf dieser paradiesischen Insel aus. Bevor wir zurückkehren, lassen wir uns von fluoreszierendem Plankton verzaubern.

11.12.2023 Zwischen Faszination und Enttäuschung: Unsere Reise führt uns zum südlichsten Punkt, dem Meeresschutzgebiet um das Süd-Ari-Atoll. Der 42 km lange Meeresstreifen wurde von der maledivischen Regierung zum größten Schutzgebiet der Malediven erklärt. Das Gebiet ist bekannt für eine Handvoll Walhaie, die das ganze Jahr über dort leben. Nach einem ausführlichen Briefing hinsichtlich angemessener Distanz zu den Tieren beginnt die Suche nach den sanften Riesen.
Doch was als faszinierende Begegnung geplant war, verwandelt sich schnell zur Katastrophe. Anfangs freuen wir uns, mit einem Walhai zu schnorcheln und das friedliche Tier zu bewundern. Doch innerhalb von Sekunden werden wir von einer Horde Schnorchlern umringt, die alle den Walhai sehen wollen. Die überwältigende Anzahl von Menschen im Wasser zwingt uns, die Aktivität sofort abzubrechen. Aus dem Nichts tauchen plötzlich Motorboote auf, die den Walhai ansteuern. Das Fehlen jeglicher Regulierungen trägt zu einem frustrierenden und traurigen Erlebnis bei.
Die Unterwasserwelt, die wir schützen und bewahren sollten, wird von einem unkontrollierten Andrang überschattet. Ein Weckruf für dringend benötigte Regulierungen, um solche einzigartigen Begegnungen mit den Meeresbewohnern zu schützen und nachhaltig zu gestalten.

Wir tauchen im Anschluss entlang des Riffs der Insel Dhigurah und lassen uns von der Meeresströmung treiben. Meine Gedanken kreisen immer noch um das schockierende Erlebnis. Gerade beim Auftauchen nach einer 50-minütigen Tauchzeit macht mein Vater plötzlich wild auf sich aufmerksam. Er deutet auf einen vorbeischwimmenden Walhai in etwa 20 Metern Tiefe. Kaum zu fassen, haben wir das Glück, mit dem größten Fisch der Welt zu tauchen, und das ganz ohne Menschenandrang. Völlig überwältigt schwimme ich mit dem Giganten, der ziemlich zügig unterwegs ist. Die Begegnung mit einem Walhai beim Tauchen erfordert viel Glück! Ich lasse es mir nicht nehmen, dieses wunderschöne Tier etwas länger ausgiebig zu bewundern.
Am Nachmittag erkunden wir das farbenfrohe Korallenriff in Madivaru. Das Riffplateau erstreckt sich über eine Länge von 500 Metern und eine Breite von etwa 70 Metern und ist mit wunderschönen, intakten Hartkorallen bewachsen. Wir entdecken vier Meeresschildkröten, zwei imposante Napoleonfische und eine Schule von Blaustreifenschnappern.
Zurück an Bord der Keana verbreitet sich bereits der verlockende Duft des Abendessens. Die beiden talentierten Köche aus Sri Lanka zaubern eine köstliche Kürbis-Ingwer-Suppe als Vorspeise, gefolgt von frisch gefangenem Fisch und einer Auswahl an Gemüse für den Hauptgang. Als krönenden Abschluss wird ein Eis als Dessert serviert. So findet ein ereignisreicher Tag schließlich seinen kulinarischen Ausklang.

12.12.2023 Ein Highlight folgt dem Nächsten...
Pünktlich um 7 Uhr morgens erklingt die Schiffsglocke und weckt uns für einen perfekten Start in den Tag. Der Early-Morning-Dive am Tauchplatz Dhigga Thila, unser letzter Tauchgang im Süd Ari Atoll, steht auf dem Programm. Der Unterwasserberg fasziniert mit seinen atemberaubenden Überhängen, die von farbenfrohen Weichkorallen bedeckt sind. Der Tauchgang endet entlang des Riffdachs. Die aufsteigenden Luftblasen, begleitet von zahlreichen orangefarbenen Fischen, schaffen eine magische Atmosphäre. Nach dem Auftauchen überquert eine Schule von Delfinen unseren Weg.
Unsere Tauchreise führt uns langsam zurück in den nördlichen Teil des Archipels. Dabei besuchen wir die beiden Tauchplätze Fish Head und Maya Thila im Nord-Ari-Atoll, wobei mir letzterer besonders beeindruckt. Beim Erkunden des Unterwasserbergs begegnen wir zahlreichen größeren Weißspitzen-Riffhaien, und ich habe das Glück, einen geschickt getarnten Oktopus zu entdecken.
Am Nachmittag nimmt sich die gesamte Besatzung der Keana die Zeit, sich uns vorzustellen. Es ist beeindruckend zu sehen, dass die Anzahl der Crewmitglieder fast der Anzahl der Gäste entspricht. Diese engagierte Gruppe spielt eine entscheidende Rolle bei der Gewährleistung eines reibungslosen Ablaufs und sorgt dafür, dass sich jeder Gast umsorgt fühlt. Viele von ihnen stammen aus Bangladesch, einige aus Indien, den Malediven, und der talentierte Koch sowie sein Sohn repräsentieren Sri Lanka. Ihre individuellen Hintergründe und Fähigkeiten tragen zu einer vielfältigen Arbeitsgemeinschaft bei, die jedem Gast einen unvergesslichen Aufenthalt auf der Keana beschert.

Nighttime is Manta Time: Ein spektakulärer Nachttauchgang erwartet uns in der Maya Lagoon. In etwa 10 Metern Tiefe knien wir im Sand im Kreis und erleuchten mit einer Unterwasserlampe den dunklen Ozean nach oben. Über den Lichtkegeln der Lampen versammelt sich eine lebendige Menge Plankton, das die Mantarochen magisch anzieht. Inmitten der Dunkelheit offenbart sich ein beeindruckendes Schauspiel: Vier Mantarochen schweben dicht über unsere Köpfe und vollführen elegante Saltos, während sie vor unseren Augen das Plankton verspeisen.
Selbst nach dem Tauchgang ziehen die unersättlichen Mantas während des Abendessens weiterhin ihre Kreise. Immer wieder spiegelt sich das Licht des Scheinwerfers vom Boot auf der schimmernden weißen Unterseite der Mantas. Der Tag neigt sich stimmungsvoll dem Ende zu, während wir am Oberdeck in Gesprächen bei einigen Gläsern Wein und begleitender Musik zusammenkommen.

13.12.2023 Der letzte Tag im Paradies: Ein zauberhafter Sonnenaufgang heißt uns am Morgen willkommen. Unser letzter Tauchgang dieser Reise führt uns zum Tauchplatz Bathala Thila, östlich von Bathala Island. Das Hauptriff des Atolls beeindruckt mit prächtigen Korallen und beeindruckenden Riffformationen. An der äußersten Riffkante über einem Überhang beobachten wir Weiß- und Schwarzspitzen-Riffhaie, die in der Strömung ihre Bahnen ziehen. Ebenso beheimatet dieses Thila eine Vielzahl von Nacktschnecken. Erst beim zweiten Hinsehen erkenne ich den Anglerfisch, auf den der Guide hinweist, der sich geschickt wie eine Koralle tarnt. Die nassen Anzüge trocknen auf dem Oberdeck in der Sonne, während wir zurück in den Hafen von Male fahren.
Am Nachmittag schlendern wir durch die dicht besiedelte Hauptstadt. Vorbei an zahlreichen Mopeds und dem Hauptplatz mit seinen Tauben führt uns der Weg zur imposanten Moschee im Zentrum. Schließlich erreichen wir den Obst- und Gemüsemarkt am Hafen. Die verbleibende Zeit nutzen wir, um Souvenirs einzukaufen.

Die gesamte Route umfasste 18 Tauchgänge und führte uns von spektakulären Hai-Tauchgängen im Nord-Male-Atoll zu einer unvergesslichen Begegnung mit einem Walhai beim Tauchen im Süd-Male-Atoll. Die Erkundung des Vaavu-Atolls gewährte uns faszinierende Einblicke in die Welt der Ammenhaie und Mantarochen. Unsere Reise hinterließ bleibende Eindrücke, die unsere Leidenschaft für die Unterwasserwelt der Malediven nachhaltig vertieften.

Dankbar blicke ich auf eine Tauchreise zurück, deren Zauber noch lange in unserer Erinnerung bleiben wird.

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