'Pura Vida' in Costa Rica

Mai 2024 • 6 Min. Lesezeit


In Costa Rica sind die Krokodile gratis! 

Bucht man in den Everglades eine Krokodil-Tour mit dem Sumpfboot, kostet der 50-minütige Spaß 95 US-Dollar. Am Ende sieht man zwei angefütterte Krokodile.
In Costa Rica fährt man nur über eine Autobrücke, der Crocodile Bridge und sichtet unzählige ausgewachsene Krokodile, und das gratis!


Unser zehntägiges Abenteuer startet in der Nähe der Stadt Uvita de Osa und dem Meeresnationalpark Marino Ballena an der Südwestküste. Die naturbelassenen, einsamen Strände stechen einem bereits während der Fahrt ins Auge. Ebenso die zahlreichen Palmölplantagen, die als wichtige Einnahmequelle für die Costa Ricaner dienen.

Mit einem Erfrischungsgetränk im großzügigen Pool des Hotels Cristal Ballena war die dreistündige Fahrt schnell vergessen.
"Cheers & Pura Vida!"

Ein Morgen im Paradies

Das typische costa-ricanische Frühstück Gallo Pinto, das aus weißem Reis und gekochten schwarzen Bohnen besteht, sollte man unbedingt probieren. Nach unserem Aufenthalt in den USA sehnte ich mich bereits nach nahrhaften und gesundem Essen. Das Nationalgericht wird gewöhnlich mit Spiegelei, einem Stück gebratenem Käse sowie frisch gebackenen Maistortillas, angerichtet. Oft serviert man es auch mit einer Portion gebratener reifer Kochbananen (plátanos maduros), mein absoluter Favorit! 

Marino Ballena

Der kilometerlange Strand im Nationalpark Marino Ballena bietet die perfekte Gelegenheit, sich die Füße im goldenen Sand zu vertreten. Bei Ebbe spaziert man zur berühmten Whale's Tail, einer natürlichen Strandformation aus Steinen, die von oben betrachtet wie eine Walflosse aussieht. In der Walsaison (Dezember bis März & dann wieder Mitte Juli bis Oktober) lassen sich die riesigen Buckelwale sogar vom Strand aus beobachten. Andere Arten, die hier gelegentlich zu sehen sind, sind Brydewale, falsche Killerwale und Tümmler. Am einfachsten gelangt man von dem kleinen Dorf Uvita dorthin. Es gibt mehrere private Parkmöglichkeiten gegen eine kleine Gebühr. Der Eintritt in den Nationalpark kostet etwa 6 USD. Der Park ist mit unzähligen Palmen gesäumt und wenig frequentiert.

Being Robinson Crusoe

Die Reise führt uns weiter auf die Halbinsel Osa im Südpazifik. Die Region zählt zu den ursprünglichsten Gegenden des Landes und ist bekannt als eines der entlegensten Reiseziele in Costa Rica und ganz Mittelamerika. Eine einstündige Bootstour auf dem Sierpe River durch die Mangroven bringt uns zu unserer nächsten Unterkunft, der Eco-Lodge Las Caletas. Fast alle Gäste steigen am Strand Playa Colorada aus, aber für uns geht die Fahrt noch ein Stück weiter. Unsere Boots-Tour endet schließlich an einem einsamen Strand, an dem wir ganz alleine an Land gehen. Es fühlt sich an, als wären wir Robinson Crusoe. Die Lodge ist auf einem kleinen Hügel errichtet, in traumhafter Lage zwischen der Drake Bay und dem Corcovado Nationalpark mit Blick auf das Meer. Nach der kleinen Einweisung springen wir auch schon in die Wellen während die Sonne im Pazifik untergeht.

Abenteuer Corcovado

Die Aufregung liegt bereits früh am Morgen in der Luft, nachdem ein paar Gäste Aras und Faultiere in der Nähe der Lodge entdecken. Auf in den Corcovado Nationalpark!
Während wir mit dem Schnellboot über die Wellen hüpfen, kreuzen Fleckendelfine unsere Wege. Im Corcovado Nationalpark darf man sich nur mit einem Guide aufhalten. Bei der Ankunft wird man einer Kontrolle unterzogen, um keine Lebensmittel, Plastikflaschen und Messer mitzuführen. Der Schutz des fragilen Ökosystems steht im ältesten Nationalpark Costa Ricas an erster Stelle. Bereits in der ersten Stunde erleben wir eine erstaunliche Artenvielfalt: Von Totenkopfaffen, Brüllaffen und Klammeraffen über eine Nasenbär-Familie und einen Ameisenbären bis hin zu einem Baby-Faultier und Pekaris (Nabelschweinen). Tüchtige Blattschneiderameisen transportieren Blätter in ihren Bau während sich eine Terciopelo-Lanzenotter durch den Dschungelboden schlängelt. Neben verschiedenen Vogelarten wie dem Krabbenbussard und dem Tuberkelhokko entdecken wir Krokodilkaimane am Wasser und spüren eine Kapuzineraffen-Familie in den Baumwipfeln auf. Mehrere Agutis, die wie kleine Meerschweinchen aussehen und über die Wege huschen, und ein Tapir, der sich im Schlammbad abkühlt, runden die Vielfalt ab.
Die 8 km lange Tour dauert 3,5 Stunden, einschließlich einer kurzen Mittagspause im Camp. Wir haben uns für einen privaten Guide entschieden, um effizient voranzukommen. Innerhalb weniger Stunden sahen wir alle Affenarten Costa Ricas und erlangten tiefe Einblicke in die Flora und Fauna des Nationalparks. Das Abenteuer Corcovado bleibt ein unvergessliches Kapitel in meinem Reisejournal – ein Tag voller Entdeckungen und faszinierenden Begegnungen mit der Natur. Hier noch ein kleiner Tipp: Nehmt unbedingt eine Trinkflasche aus Metall mit!

Tauchausflug: Insel Caño

Diejenigen, die mich kennen, wissen, dass ich keine Gelegenheit zum Tauchen auslasse. Die Organisation mit der Tauchschule Drake Divers verläuft reibungslos. Nach der 30-minütigen Bootstour erreichen wir den ersten Tauchplatz "The Anchor" nahe der Insel Caño. Der Spot ist bekannt für seine Felsformationen, die mit verschiedenen Korallen bewachsen sind. Trotz des nächtlichen Starkregens ist die Sicht Unterwasser überraschend klar. Während der 60 Minuten unter Wasser zähle ich 15 Schildkröten sowie 10 Grau- und Schwarzspitzen-Riffhaie. Mit dieser Vielzahl an Meereslebewesen habe ich nicht gerechnet. Für die Oberflächenpause geht es auf Caño an Land. Wir sollen in der Nähe bleiben und uns wegen der herabfallenden Kokosnüsse nicht unter eine Palme setzen. Ein Ratschlag, der sich am nächsten Tag bewährt - aber mehr dazu später. Bei dem zweiten Tauchspot „The Garden“ treffen wir erneut auf Schildkröten und mehrere Haie. Zu den Highlights zählen die scheinbar leblosen Seepferdchen. Zurück auf der Halbinsel Osa bereitet die Crew das Mittagessen am Strand von San Josecito vor. Ein Taucher versucht sich an einer der herumliegenden Kokosnüsse, was sich jedoch als längere Prozedur und enormer Kraftakt herausstellt. Zum Glück ist unsere Verpflegung durch die Crew gesichert.

Heading North↑

Die lauten Geräusche des Dschungels wecken mich frühmorgens aus dem Schlaf, genau rechtzeitig zum Sonnenaufgang um 5:14 Uhr. Verträumt schaukle ich in der Hängematte und lausche den sanften Wellen des Pazifiks. Nach dem Frühstück packen wir unsere Sachen und machen uns auf den Weg zum Strand. Während wir auf das Boot zurück nach Sierpe warten, schreckt uns plötzlich ein lautes, dumpfes Geräusch auf. Eine Kokosnuss hat sich von einer Palme gelöst und ist nur wenige Meter neben uns auf den Sand geprallt. Glück gehabt! Zeit, weiterzuziehen!

Manuel Antonio

Nach unserem Abenteuer im Corcovado-Nationalpark wirkt der Nationalpark Manuel Antonio eher wie eine touristische Parkanlage, ähnlich wie die Everglades, mit breit ausgebauten Stegen über dem Dschungelboden. Dennoch beobachten wir einige Tiere wie Agutis, Brüllaffen, Faultiere und Weißibisse, und das ohne Guide. Teil des Nationalparks ist ein schöner Sandstrand und es empfiehlt sich, die Badesachen einzupacken. Die Tickets kauft man am besten online. Man sollte direkt am Eingang parken, denn die Parkplatz-Anbieter im Ort sind teurer und weiter entfernt. Wenn man zuvor noch nicht im Corcovado-Nationalpark war, empfiehlt es sich, einen Guide zu nehmen. Die Gegend um Manuel Antonio ist eher touristisch geprägt. Von Angeboten für geführte Touren und Aktivitäten wird man schnell überhäuft. Es gibt zahlreiche Hotels, Lodges sowie Restaurants und Bars. Nicht weit entfernt liegt die kleine Hafenstadt Quepos, die für ihr lebendiges Nachtleben bekannt ist. Genug vom Trubel entscheiden wir uns, weiter in den Norden zu fahren und halten in Jacó für die Nacht, gerade rechtzeitig für eine Abkühlung im Meer während die Sonne untergeht. 

Die Stadt im Schatten des Vulkans Arenal

Schweren Herzens nehme ich Abschied vom Pazifik, denn die Reise geht weiter nach La Fortuna. Die Stadt gilt als die "Abenteuerhauptstadt" Costa Ricas und liegt nördlich im Landesinneren. Die Landschaft verändert sich allmählich mit jedem Kilometer den wir zurücklegen. Die Straße führt aufwärts über grün bewachsene Hügel, weiter durch kleine Dörfer und vorbei an Ananas-Plantagen. Kurz durchqueren wir sogar einen kleinen Fluss.
Wir legen eine Pause ein und halten an einem Garten mit angelegten Teich. Hortensien wachsen an allen Ecken, und hin und wieder zischen Kolibris an uns vorbei.

 Wir entscheiden uns für das Hotel Los Lagos und erkunden den hoteleigenen Aussichtspunkt, der einen atemberaubenden Blick auf den Arenal bietet. Allmählich lösen sich die Wolken auf und enthüllen den jüngsten und aktivsten Vulkan Costa Ricas. Nach dem beeindruckenden Naturschauspiel entspannen wir in den heißen Quellen des Hotels die aus den Tiefen des vulkanischen Gesteins gewonnen werden.

Der Boden ist Lava...

Der Lava Trail 1968 am Fuße des Arenals führt uns über erstarrte Lavaströme und durch die üppige Vegetation des Regenwaldes, die sich seit dem letzten großen Ausbruch im Jahr 1968 erholt hat. Heute lässt sich das Ausmaß der Eruption auf dem 6,5 Kilometer langen Trail nur erahnen. Die Wanderung bietet einige Aussichtspunkte auf den Vulkan und den Arenal-See.

La Fortuna Wasserfall

Dank des Regens erleben wir den bekannten Wasserfall La Fortuna fast alleine. Der Abstieg führt über 530 Treppenstufen bis ganz hinunter in die Schlucht. Mit jeder Stufe tost der Wasserfall umso lauter - ein Naturkonzert. Unten angekommen halte ich inne und staune. Vor uns stürzt ein schäumender, tosender Vorhang aus kristallklarem Wasser aus 70 Metern Höhe herab und donnert in das Becken darunter. Der zarte Nieselregen und die dichten Nebelschwaden verleihen dem Ort eine magische Atmosphäre.

Don Oliver Chocolate Tour

In Olivers Garten probieren wir Bananen, Papayas und Ananas aus eigenem Anbau. Dabei tauchen wir in das Leben der Ticos (Costa Ricaner) ein und erfahren die kulturelle Bedeutung des costa-ricanischen Kakaos. Oliver führt uns durch seine Kakaoplantage und zeigt uns, wie die Bohnen geerntet, fermentiert und getrocknet werden. Je nach Geschmacksprofil erfolgt das Rösten der Bohnen unterschiedlich lang. Nach dem Brechen und Entfernen der Schalen wird die Kakaomasse gemahlen. Wir probieren den Rohkakao und trinken ein paar Schlucke heiße Schokolade, bevor wir die Stadt hinter uns lassen und uns erneut auf abgelegenere Orte begeben.

Urwaldparadies - Boca Tapada 

Als wir am Parkplatz der Maquenque Eco Lodge ankommen, ist es bereits dunkel. Am Flussufer wartet ein kleines Boot auf uns, das uns auf die andere Seite bringt. Die Lodge liegt direkt am Ufer des San Carlos Flusses im Naturschutzgebiet Maquenque, nördlich von Costa Rica. In der Dunkelheit lässt sich die genaue Lage der Lodge nur erahnen. Die lauten Geräusche lassen jedoch keinen Zweifel daran, dass wir uns mitten im Dschungel befinden.

Down the San Carlos River

Ziel der Bootsfahrt ist die Mündung in den Río San Juán, der gleichzeitig eine natürliche Grenze zu Nicaragua bildet. An Bord des schmalen Bootes begrüßt uns unser Guide herzlich. Auf die Frage, wie es ihm geht, antwortet er im costa-ricanischen Slang mit "Acachete" – alles bestens. Der Ausdruck stammt von "cachetes", dem spanischen Wort für Wangen, und bezieht sich auf das Bild eines glücklichen Gesichts mit vollen Wangen.
Während wir den Fluss entlangfahren, entdecken wir Spitzkrokodile, Schildkröten, Echsen und verschiedene Vogelarten wie Kahnschnäbel, Silberreiher und Grünfischer. Besonders beeindruckend ist der mächtige Kapokbaum (Ceiba pentandra), der mich an den "Tree of Souls" aus dem Film 'Avatar' erinnert. Für die Mayas war die Ceiba ein heiliger Baum, ein Symbol des Friedens.

Unser nächster Halt ist das Grenzdorf Boca San Carlos, das vom umgebenden Regenwald und dem San Carlos Fluss geprägt ist. Kinder planschen am Ufer und waschen Kleidung. Ihr Schulweg führt sie noch immer per Boot über den Fluss und anschließend zu Fuß 30 Minuten lang. Das Dorf strahlt eine friedliche Atmosphäre aus, erfüllt von Ruhe und Gelassenheit. Ich beobachte Kinder, die nach dem Spielen eine Pause unter einem Baum einlegen und verträumt in die Ferne blicken.

Zähneputzen mit Klammeraffen

Am nächsten Morgen leistet uns eine Gruppe von Klammeraffen beim Zähneputzen Gesellschaft. Geschwind und agil bewegen sich die Akrobaten durch das Geäst. Die Blätter um unser Baumhaus dürften ihnen wohl am besten schmecken. Auf Augenhöhe beobachten wir die Tiere beim Fressen und bei der gegenseitigen Fellreinigung. Schwinghangelnd erreichen sie die teils dünnen Äste, wobei sie ihren Schwanz als fünfte Gliedmaße einsetzen. Ihre Darbietung beeindruckt uns zutiefst.

Vorbei am Tümpel entdecken wir Schildkröten beim Sonnenbaden und unzählige Waldstörche beim Fischen. Aufgrund des niedrigen Wasserstands wird hier sehnsüchtig auf Regen gewartet. Unser Frühstück genießen wir im offenen Restaurant, wo man in gemütlicher Atmosphäre verschiedene Vögel beobachten kann. Die Maquenque Eco Lodge ist absolut empfehlenswert und aufgrund ihrer tiefen Verbundenheit zur Natur ein echtes Highlight unserer Reise!

Cinchona Waterfall Trails

Auf dem Rückweg nach San José halten wir in Cinchona, um zum San Fernando Wasserfall zu wandern. Der steile Pfad führt uns in etwa einer Stunde 400 Höhenmeter hinab bis zum Grund der Schlucht. Trittsicherheit und eine gute körperliche Verfassung sind dabei unerlässlich. Unten angekommen sind die Strapazen des Weges schnell vergessen. Der tosend herabstürzende Wasserfall und die unberührte Umgebung lassen uns ehrfürchtig verweilen und spüren, wie mächtig die Natur im Vergleich zu uns Menschen ist.

Fazit

Eine Reise, geprägt von überaus freundlichen Menschen und unvergesslichen Naturerlebnissen. Die Schönheit des Regenwaldes, die kilometerlangen Sandstrände und Sonnenuntergänge am Pazifik haben mich tief berührt. Costa Rica ist ein Land voller Vielfalt und bietet für jeden Geschmack unzählige Möglichkeiten.


Tipp: Eine Reise in der Nebensaison, besonders Anfang Mai, ist sehr empfehlenswert. Das Wetter ist hervorragend, die Unterkunftspreise sind um bis zu 50 % günstiger, und es herrscht deutlich mehr Ruhe.